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Verstehen heißt, mit dem Herzen hellsehen

17. Oktober 2017

Neulich kam eine Frau zum Coaching, eine gestandene Fachfrau und Expertin auf ihrem Gebiet. Nun stand sie vor der Herausforderung, zum allerersten Mal einen Workshop zu halten. Eine aufregende Angelegenheit, wenn man das zum ersten Mal macht, und eine echte Herausforderung, vor Publikum zu stehen. Das Coaching sollte ihr helfen, im Vorfeld mehr Sicherheit zu gewinnen.

Wir erarbeiteten gemeinsam eine Struktur und Vorgehensweise für ihre Veranstaltung: den roten Faden, der ihr und ihren Zuhörern Orientierung geben würde. Dann widmeten wir uns vor allem der Frage, welche Methodik ihr als Rednerin und Moderatorin liegt. Jeder Mensch ist ja einzigartig, und nicht jeder Rednertipp, nicht jede Methode ist für jeden gleichermaßen geeignet. Wir entwickelten eine für sie passende Art, ihren Inhalt zu präsentieren und mit dem Publikum umzugehen. Es war mir eine Freude zu sehen, wie sie immer sicherer und souveräner wurde, was auch die Videokamera uns beiden eindeutig bestätigte.

Der große Tag kam, der Workshop fand statt, und ich als Coach bin dann immer ungemein gespannt zu hören, wie es gelaufen ist. Die frohe Kunde kam schnell: Es "lief bombig", und ich müsste wohl "hellseherische Fähigkeiten" haben, da ich ihr genau all das empfohlen habe, was ihr zu ihrem Erfolg verholfen habe. Das ließ mich schmunzeln.

Hellsehen kann ich natürlich nicht. Es gehört allerdings zu meinem Job als Coach, den Menschen, der da zu mir kommt, möglichst genau in seiner Art, seiner Persönlichkeit und in seinem Bedarf zu verstehen. Um mit ihm dann genau so zu arbeiten, wie es aus meiner Sicht für ihn am besten passt. Dabei helfen mir meine jahrelange Erfahrung, Menschenkenntnis und mein Expertenwissen. Wenn man "Verstehen" definiert wie Victor Hugo: "Verstehen heißt, mit dem Herzen hellsehen" – dann gehört "hellsehen" in diesem Sinne wohl mit zum Beruf des Coachs und hat eine Menge mit Empathie und Einfühlungsvermögen zu tun.

Übrigens: Natürlich hat die frischgebackene Rednerin aus meinem Beispiel ihren Erfolg hauptsächlich deshalb errungen, weil sie die Anregungen aus meinem Coaching für sich umgesetzt und einen Weg gefunden hat, sich ihrer Herausforderung mutig zu stellen und sie zu meistern. Die Lorbeeren dafür gehören ihr ganz allein.

Und gleichzeitig gehört diese Erfahrung für mich zu denen, die mir bestätigen, dass ich den für mich schönsten Beruf der Welt habe!

Failure is the key to success;
Each mistake teaches us something.

5. Oktober 2017

aus: "The Art of Peace" von Morihei Ueshiba. SHAMBHALA Verlag, Boulder, 2007, Seite 133.

Der Gründer des Aikido, Morihei Ueshiba, war nicht nur ein Meister der Kampfkünste, sondern auch ein Philosoph und Gelehrter. Wie gern hätte ich ihn kennengelernt und persönlich erlebt, doch lebte er von 1883 bis 1969, so dass wir uns quasi knapp verpasst haben. Im Jahr 1969, also in seinem Todesjahr, zog ich mit meiner Familie tatsächlich nach Tokyo, wo wir eine Zeit lang lebten. Allerdings war ich damals noch nicht in dem Alter, in dem mich Aikido oder Meister Ueshiba interessiert hätten, sondern eher Dinge wie Malen oder japanische Tausendfüßler (allen Ernstes), die ich als kleines Mädchen mit Leidenschaft sammelte.

Zurück zu seinem, wie ich finde, überaus klugen Spruch. "Fehler oder Fehlschläge sind der Schlüssel zum Erfolg; jeder Fehler lehrt uns etwas." Diese Weisheit steht im krassen Gegensatz zu dem, was in unserer Gesellschaft erwartet wird, wo jeder Fehler oder jedes "Versagen" mit Missachtung und harter Kritik bestraft wird. Dabei sind vermeintliche Fehler bekanntlich die Quelle manch genialer Erfindung gewesen, wie beispielsweise Penicillin oder PostIt®-Klebezettel.

Wie schöne wäre es, wenn wir lernen würden, etwas weniger harsch und verurteilend mit Verfehlungen anderer Leute umzugehen! Mindestens genauso schwer ist es allerdings meiner Erfahrung nach, mit sich selbst nachsichtiger umzugehen. Sich nicht gleich für etwas innerlich abzukanzeln, was wir "suboptimal" oder auch falsch gemacht haben. Die Messlatte an sich selbst nicht so himmelhoch und unerreichbar zu setzen, dass der Frust vorprogrammiert ist. Zudem verliert man so die Freude an dem, was man tut.

Fazit: Gute Qualität lässt sich mit viel weniger Druck erzielen, und zwar dann sogar in höherer Qualität. Und nicht-perfekte Menschen, die zu ihren Fehlern und Unzulänglichkeiten stehen und sie zeigen, werden fast immer als authentischer und dadurch sympathischer wahrgenommen.

Also, Mut zur Lücke!